Reisebericht Zeltanhänger – Der Fotograf und Video-Director Nico Caignie war mit einem Zeltanhänger in Portugal unterwegs, nachdem er die Jahre vorher ein Dachzelt benutzt hatte. Hier findest du seinen spannenden und umfassenden Reisebericht rund um sein Abenteuer mit Zeltanhänger:
„In diesem Winter wollten wir beide nach Schottland fahren. Aber wieder einmal entpuppte sich Schottland als unser Einhorn: Schön, aber unerreichbar! Was, um ehrlich zu sein, etwas übertrieben ist. Wir hatten nur zwölf Tage Zeit und wenn wir schon nach Schottland fahren, wollen wir auch so viel Zeit wie möglich zum Erkunden und Entdecken haben. Es machte also Sinn, den Weg dort fortzusetzen, wo wir letztes Jahr aufgehört hatten: Im Norden Portugals. Ein Blick auf die Wetter- und Temperaturkarten machte uns aber mehr Lust auf den Süden, als auf den verregneten Nordwesten von Europa. In Portugal würden die nächtlichen Temperaturen immer noch unter Null fallen, aber tagsüber würde es viel Sonne und Temperaturen zwischen zehn und zwanzig Grad Celsius geben. Entscheidung gefallen!“
Camping Ratgeber:
Niederlande bis Portugal mit Off-Road-Anhänger
Ein übersetzter Reisebericht, im Originalen von Niko Craignie!
Neben der Tatsache, dass wir ohne unsere Kinder reisen würden, würde dies auch die erste lange Reise mit unserem Offroad-Anhänger sein. Liene wollte die Kinder nicht die Schule schwänzen lassen und in den sieben Tagen der Frühlingsferien nach Portugal hin und zurück zu fahren, wäre zu verrückt. Mit ein wenig Hilfe unserer Eltern schafften wir es, zwölf Tage voller Erkundungen zu planen.
Um uns auf unserer Reise mehr Freiheiten zu gönnen, entschieden wir uns für einen Off-Road-Anhänger. Bis dahin waren wir durch das Dachzelt auf unserem Auto – wenn wir es einmal aufgebaut hatten – gezwungen, überall dort zu bleiben, wo wir uns nieder gelassen hatten. Zumindest wenn wir das Auto benutzen wollten. Das war leider manchmal unvorteilhaft, weil wir die schönen Regionen, in denen wir uns befanden, nicht vollständig erkunden konnten. So konnten wir jetzt den Anhänger auf einem Campingplatz stehen lassen und ins Auto steigen, um zu einem Nationalpark zu fahren und dort den ganzen Tag lang wandern, ein Dorf besuchen konnten und so weiter!
Durch den Anhänger waren wir also sehr flexibel und frei!
Der Nachteil eines Anhängers ist jedoch seine Mobilität – beziehungsweise das Fehlen dieser. Du reist deutlich unbeweglicher und es ist schwieriger die abenteuerlichen Strecken zum nächsten Ziel zu fahren. Aber nichts ist unmöglich und ich musste sowieso erstmal lernen, wie man den Koloss hinter uns manövriert. Die Gesamtlänge unseres Autos inklusive Anhänger betrug nun elf Meter. Zum Glück hält der Offroad-Anhänger einiges aus, sodass wir auf Bergpässen und Feldwegen nicht wirklich ausweichen mussten. Nur das Rückwärtsfahren und Wenden auf einem Bergpass hat mein Adrenalin in die Höhe getrieben. Aber mit der Zeit und der Erfahrung wird das definitiv einfacher werden.
Der Weg nach Salamanca
Ohne jegliche Vorbereitung sprangen wir an einem frühen Morgen ins Auto und fuhren los. Unser erstes Ziel lag ein Stückchen hinter der Stadt Bordeaux, etwa 900 Kilometer von zu Hause entfernt. Ich mag es in den ersten Tagen so viel Strecke wie möglich zurückzulegen. Auf diese Weise können wir, wenn wir unser angesteuertes Land erreichen, in einem langsameren Tempo weiter reisen. Der kurze Zwischenstopp in einem AirBnB hatte seine Reize, auch wenn es morgens keinen Strom gab und wir draußen auf dem Gaskocher Kaffee kochen mussten.
Wir richteten unseren Kompass nach Salamanca aus, wo wir noch einen Campingplatz zum Übernachten suchen mussten. Das wären weitere 900 Kilometer, aber wenn wir erst einmal Bilbao erreicht hatten und weiter ins Land hineinfuhren, wären das 900 schöne Kilometer, für die wir dankbar sein könnten. Spaniens Festland ist im Grunde eine Hochebene mit endlosen Feldern und Wäldern. Keine dichten Wälder, wie wir sie kennen, sondern Felder voller Bäume, immer etwa 15 Meter voneinander entfernt. Ein atemberaubender Anblick! Als wir weiter nach Süden fuhren, wurde die Landschaft sogar noch schöner.
Etwa 20 Kilometer vor Salamanca fanden wir einen Campingplatz, der unseren Ansprüchen einigermaßen genügte. Ein typischer Campingplatz für kurze Stopps mit wenigen Einrichtungen. Dies hat die großen Wohnmobile und Wohnwagen ferngehalten. Einfache saubere Duschen und Toiletten und eine relativ schöne Aussicht. Allerdings befand sich der Platz direkt neben einer Autobahn. Das sorgte dementsprechend für etwas Lärm, mit dem wir aber zurechtkamen, da wir ja nur nachts da waren.
Außer uns liefen noch einige ältere Leute herum, die ihr zweites Leben in ihrem eigenen Wohnmobil lebten. Einer von ihnen war ein Brite, der nur über Alkohol, Bier, Trinken und den Preis von Bier reden konnte. Er roch auch die ganze Zeit nach Alkohol… Er war zwar ein freundlicher Mann, aber einer, der einen bitteren Nachgeschmack hinterließ. Was sich auch bewahrheitete, als er mit einer Flasche Pastis – und einem nach besagtem Schnaps stinkenden Atem – aus dem Restaurant kam und mir sagte, seine Frau sei eine Nervensäge… So ein Typ halt!
Alle anderen Leute auf dem Campingplatz waren nette Menschen, die auf der Durchreise waren. Jeder für sich selbst auf der Suche nach seinem eigenen Stück Glück und Freude. Genau wie wir! Allerdings waren alle anderen schon im Ruhestand, was mich glauben lässt – oder eher schlussfolgern lässt – dass wir bereits das tun, was andere Menschen erst tun können, wenn sie im Ruhestand sind. #doingwell
Und bevor ihr jetzt denkt wir benehmen uns wie ein altes Ehepaar: Alte Leute schlafen nicht in einem Zelt, wenn es draußen minus zwei Grad sind! Am nächsten Morgen war alles gefroren und so knusprig wie der Keks auf einem Eis. Wir duschten in der Kälte, kochten eine Tasse Kaffee, schauten uns den Sonnenaufgang an und traten unsere Reise in bester Laune an. Wenn wir das alles überstanden haben, konnte der südliche Teil unserer Reise nicht mehr schlimmer sein.
Wie auch immer, wir waren wieder auf dem Weg nach Portugal. Wir passierten Salamanca, die ebenen Straßen gingen sanft in eine wellige Hügellandschaft über. Als wir die portugiesisch-spanische Grenze erreichten, änderte sich die Landschaft drastisch. Die Unterschiede waren auf jedem Meter spürbar, genau wie wenn man die Grenze zwischen Belgien und den Niederlanden überquert. Wir ließen die großen Straßen sofort hinter uns und beschlossen, die letzten 300 Kilometer nur noch auf kleinen Straßen zu fahren. Ein Plan, an den wir uns für etwa 150 Kilometer hielten : – )
Die Müdigkeit der letzten Wochen hatte meinen Körper noch nicht verlassen und das Fahren auf kleinen Landstraßen mit einem Anhänger erfordert ein gewisses Maß an Konzentration. Wir gönnten uns eine Pause und legten die letzten 100 Kilometer auf der Autobahn zurück.
Bubulcus & Bolotas
Unser nächstes Ziel war Bubulcus & Bolotas – Ein Naturcampingplatz im Zentrum der Region Alentejo. Liene hat diesen erstaunlichen Ort dank ihres scharfen Blicks für Ruhe, Natur und Einfachheit entdeckt. Jedes Mal, wenn wir die Hoffnung aufgeben einen Platz wie diesen zu finden, schafft sie es auf magische Weise, ein Stück Paradies zu entdecken!
Was das Campen in der Wildnis angeht sind wir ziemlich flexibel. Dabei ist man sowieso auf sich allein gestellt und kann sich nur auf sich selbst und seine eigenen Vorräte verlassen. Trotzdem müssen Campingplätze unseren hohen Ansprüchen genügen. Genauer gesagt haben wir eine Liste von Ausstattungen, die wir auf einem Campingplatz nicht haben wollen. Das Wichtigste ist für uns, ein Erlebnis zu haben, das dem Campen in der Wildnis so nahe wie möglich kommt und so dabei möglichst ruhig ist. Plätze mit Pools, Spielplätzen, Restaurants und so weiter schaffen es also nicht auf unsere Liste. Mittlerweile haben wir auch gelernt, zwischen den Zeilen zu lesen, wenn wir online nach Campingplätzen suchen. Während unserer vergangenen Reisen sind wir auf sehr vielen Campingplätzen gewesen, aber einen Platz wie Bubulcus & Bolotas haben wir noch nie gesehen. Es gibt keinen Campingplatz, auf dem man dem Wildcamping so nahe kommt wie hier.
Es war ein ziemlich kleiner Campingplatz mit nur zehn Plätzen, auf denen man ein Auto oder einen Van parken konnte. Alle anderen Plätze waren ausschließlich für Zelte reserviert und konnten nur zu Fuß erreicht werden. Es gab nur eine einzige Sanitäranlage, die im Gebüsch versteckt war. Was bedeutete, dass wir einen 360-Grad-Blick auf nichts als Büsche, Bäume und Felder hatten. Ich war sofort fasziniert.
Da es noch Winter war, war der Platz außerdem sehr ruhig. Es gab nur zwei andere Camper: Eine Holländerin mit ihrem Hund und einen Franzosen, der über die Natur berichtete. Die Tatsache, dass die Holländerin einen Hund hatte, mag wie ein unauffälliges Detail erscheinen, aber nicht für uns. Wir haben zwar unsere Kinder zu Hause gelassen, aber wir hatten unseren Lieblingshundefreund Roover dabei. Offensichtlich war er bereit, hitzige Weibchen zu erobern. Nach nur zwei Stunden fanden wir die beiden Hunde aneinander klebend. Das passiert bei Hunden, nachdem sie Geschlechtsverkehr hatten. Das nennt man „Bindung“ und dauert etwa eine Viertelstunde. Vor allem, da dies kein einmaliges Treffen zwischen den beiden war, sind wir ziemlich sicher, dass Roovers Begegnung zu einigen Welpen führen wird. Deshalb habe ich der Dame meine Kontaktdaten ausgehändigt und den Deal gemacht, das Nest zu teilen. Bald werden wir also ein paar Welpen zu verschenken haben!
Was mir auf unseren Reisen aufgefallen ist, ist, dass viele Campingplätze im Ausland von Niederländern geleitet werden. Vor allem auf den guten Plätzen, wo es eine Vision, eine Ideologie und ein klares Gespür dafür gibt, wie man einen Platz betreibt. Das ist uns in Schweden, Norwegen, Frankreich, Spanien und jetzt auch in Portugal aufgefallen! Dieser naturbelassen Platz wurde von einem sehr freundlichen Paar geleitet. Er ist Holländer, sie ist Portugiesin und kommt aus Lissabon. Nach unserem ersten freundlichen Gespräch wurde bereits deutlich, dass sie ihren Campingplatz mit viel Leidenschaft und einem Konzept betreiben. Dieser Platz ist jetzt auf unserer „Muss ich wieder besuchen, wenn ich in der Gegend bin“ – Liste. Der einzige andere Campingplatz auf dieser Liste ist Wildlife Sweden. Unsere Liste ist ein Gütesiegel, das wir nicht so leicht vergeben.
Ein weiterer Aspekt, mit dem ich sehr zufrieden war, war unser Off-Road-Anhänger. Er hatte seine Leistungsfähigkeit inzwischen hinreichend bewiesen. Wir brauchten nur 20 Minuten, um sowohl alles aufzubauen als auch um uns für die weitere Reise bereit zu machen. Das hat meinen inneren, übermäßig organisierten Niko sehr erfreut. Es gibt ein paar Kleinigkeiten, die ich noch verändern möchte, aber insgesamt: „I’m a happy camper“.
Vimieiro und Umgebung
Nach einer erholsamen Nacht, umgeben von allen möglichen Naturgeräuschen und knapp über dem Gefrierpunkt, wurden wir gegen 7 Uhr morgens von einem wunderschönen Sonnenaufgang geweckt. Das ist für uns schon ausschlafen, denn zuhause sind wir für gewöhnlich viel früher wach. Aber wenn man ohne Kinder im Urlaub ist, kann man auch mal die Sau rauslassen. Übrigens: Es ist einfacher aufzustehen und ins Bett zu gehen, wenn man dem Rhythmus der Sonne folgt. Sonst sitzt man nur draußen in der Dunkelheit und Kälte. Es macht mehr Spaß, gegen 19 Uhr während des Sonnenuntergangs ins Zelt zu gehen, sich unter einer Wolldecke zu unterhalten, zu kuscheln, zu lesen, Fotos anzuschauen und zu bearbeiten und eben diesen Reisebericht zu schreiben. Nur um dann um 6 oder 7 Uhr morgens wieder aufzustehen, wenn es hell wird. Herrlich!
Der beste Rat, den ich für eine warme Nacht geben kann, ist eine zusätzliche Wolldecke. Ich habe meine bei der holländischen Armee bestellt und sie hat mich seit der ersten Nacht warm gehalten. Wolle ist auch wasserabweisend… Wie auch immer, wenn man ein Camper oder ein Outdoor-Typ ist, muss man definitiv immer eine dabei haben!
Also… Wir waren frisch und sauber und in guter Stimmung, unsere Umgebung zu erkunden. Wir hatten in den letzten Tagen genug im Auto gesessen, also schnürten wir unsere Wanderschuhe und machten uns auf den Weg, um die Gegend zu erkunden. Die Besitzer des Campingplatzes zeigten uns einen schönen Wanderweg, den wir vorsichtig in Angriff nahmen. Der erste Teil führte uns durch die rustikale Landschaft, mit einigen Bauernhöfen und kleinen Häusern am Wegesrand und vor allem vielen Korkeichen – niedrigen, breiten Bäumen. Es fühlte sich an, als würden wir durch eines dieser maßstabsgetreuen Modelle einer Miniatureisenbahn laufen. Alles sah so perfekt und grün aus. Das lag natürlich an der Jahreszeit. Kurz vor und lange nach dem Sommer ist dies eine gelbe und trockene Wüste. Ich bin so froh, dass wir diesen Ort im Winter besucht haben, Primavera ganz und gar!
Nach zwei Stunden Wanderung kamen wir in Vimieiro, dem nächstgelegenen Dorf, an. Authentisch portugiesisch, mit seinen bunt bemalten und gekachelten Fassaden, Orangenbäumen, ohrenbetäubender Stille (abgesehen von den kleinen gelben Vögeln) und erstaunlichen Kaffeeständen. Die Straßen waren leer. Die Fensterläden der Häuser waren geschlossen, Autos parkten unter Orangen- oder Zitronenbäumen. Gelegentlich trafen wir auf plappernde ältere Männer auf einer Bank, die die beiden Touristen, die im Winter in Shorts und T-Shirts herumliefen, beäugten. Sie selbst trugen noch Mäntel, Wollpullover, sogar Schals und Mützen. Die Tatsache, dass mein Gesicht nach unserer Wanderung knallrot war, beweist, dass ich vorteilhafter gekleidet bin als diese Portugiesen. ; – )
Wir haben irgendwo einen Kaffee getrunken – 1,60,- Euro für zwei Tassen. Wenn es irgendwo auf der Welt einen Ort gibt, an dem sie wissen, wie man verdammt guten Kaffee brüht, dann ist es in Portugal. Der alte Mann, der uns den Kaffee verkaufte, war sogar so besorgt um unseren Hund, dass er ihn vier Gläser Wasser aus seiner Hand trinken ließ. Auf jeden Fall ein sympathischer Kerl. Auch wenn ich kein Wort von dem verstehen konnte, was er sagte.
Vimieiro war der am weitesten entfernte Punkt unserer Wanderung und wir machten uns auf den zweiten Teil des Wegs – zurück zu unserem Zelt. Dieser Teil der Wanderung war atemberaubend. Die gleiche perfekte Landschaft mit diesen niedrigen, schattenspendenden Bäumen, den großen Felsen zu Füßen jeder Korkeiche und Felsböden mit Wasserbecken und Lilien überall. Weicher, grüner Moosboden, der dem Substrat, den wir in Schweden sahen, sehr ähnlich war. Nur wuchs die Vegetation niedriger und weniger dicht. Kein Haus und keine Straße weit und breit war zu sehen. Nur wir, die Natur und ein kaum sichtbarer Wanderweg. Ich habe dort ein Stück meines Herzens verloren. Das Gefühl, das ich während dieser gesamten Reise empfand, begann zu wachsen. Wir nahmen uns wirklich Zeit, um diese Orte und die Landschaft voll und ganz zu verinnerlichen. Wunderschön!
Wir kamen gegen 16 Uhr wieder auf dem Campingplatz an. Nachdem wir mit einigen Leuten geplaudert hatten, war es Zeit für unser All-in-One-Morgen-, Mittag- und Abendbrot. Wir spülten das Geschirr ab, duschten und gingen ins Bett.
Unserem Reiseplan entsprechend essen wir meistens nur einmal am Tag. Gegen 17 Uhr, wenn man mit dem Vorbereiten, Essen und Abwaschen fertig ist. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit. Wenn es draußen dunkel ist, geht alles mühsamer und langsamer, deshalb versuchen wir, dies zu vermeiden. Vor allem, wenn die Nächte sehr kalt sind. Auf diese Weise stellt man sich automatisch auf den Zeitplan der Sonne ein. Man nennt das den zirkadianen Rhythmus.
Menhire & Dolmen
Die Region Alentejo ist bekannt für ihre Menhire, Hünengräber und Steinkreise. Es gibt einige sehr bekannte Stätten zu besichtigen, aber diese werden von Touristen überrannt. Und – wie ihr wisst – sind wir nicht auf der Suche nach solchen Menschenmassen. Dank einiger GPS-Koordinaten und dem Tipp, immer nach Olivenbäumen Ausschau zu halten, machen wir uns auf die Suche nach den versteckten Schönheiten der Menhire und Dolmen. Die meisten von ihnen befinden sich auf Privatgrundstücken und sind nicht frei zugänglich. Aber die Tipps der Einheimischen bieten immer eine gute Alternativen.
Unser erster Stopp sollte dieser atemberaubende Dolmen auf einem Hügel sein. Wir hatten GPS-Koordinaten erhalten, die uns zeigten, wo wir das Auto parken konnten. Von dort aus mussten wir in Richtung Nordwesten laufen und – ganz wichtig – nach einem Olivenbaum Ausschau halten. Warum eigentlich Olivenbäume, nebenbei bemerkt? Ganz einfach: Hirten nutzten Dolmen als Rastplatz, Versteck, Schlafplatz etc. und Oliven waren ein wesentlicher Bestandteil ihrer Ernährung. Die Chancen, dass aus einem Olivenkern in den letzten 1.000 Jahren ein Baum wurde, sind ziemlich gering – um es vorsichtig auszudrücken.
Wir kletterten über einen Zaun und begannen in Richtung Nordwesten zu laufen, wobei wir verschiedene Ländereien durchquerten. Wir hatten noch nicht einmal die Hälfte des ersten Hügels geschafft, als wir ein Quad am Zaun schnarchen hörten. Das Quad trug einen Bauern, der uns zuwinkte. Wir blieben stehen und erwarteten eine Tirade von seiner Seite. Der Bauer fuhr den Hügel hinauf und hielt sein Quad direkt vor uns an. Der strenge Blick auf seinem Gesicht verblasste schnell, als ich ihm vermittelte, dass wir nach dem Dolmen suchten. Er zeigte auch auf meinen Truck und sagte, wir könnten sein Land erkunden. Das klang verlockend, denn das wäre sicher abenteuerlich gewesen. Aber ich demonstrierte ihm, dass wir unsere Wanderung zu Fuß fortsetzen würden. Er gab mir einen Daumen hoch, einen festen Händedruck, ein breites Lächeln und drehte sich um.
Wir machten uns wieder auf den Weg und erklommen einen Hügel nach dem anderen bis wir uns unter einem uralten Olivenbaum befanden und ich einen Dolmen besteigen konnte. Die Aussicht auf der anderen Seite des Hügels war phänomenal. Der Ursprung und die Verwendung von Dolmen ist immer noch ein Rätsel, aber sie sind alle an wundervollen Orten platziert.
Wir waren allerdings nicht allein. Etwa zweihundert neugierige Kühe kamen näher – sehr strategisch – jedes Mal, wenn wir uns umdrehten! Liene und Roover brauchten einige Zeit, um sich wohlzufühlen.
In der Zwischenzeit genoss ich die Aussicht von der Spitze des Dolmen und versuchte mir so viel von diesem perfekten Bild einzuprägen, wie ich konnte. Ich möchte später in Gedanken an diesen Ort zurückkehren. Es ist einer dieser Momente, in denen man sich im Beton-Dschungel gefangen fühlt, in dem alles grau und verwahrlost ist. So banal es auch klingen mag, für mich war das schon ein Highlight. Wir blieben noch eine ganze Weile hier, bevor wir uns ganz langsam auf den Rückweg zum Auto machten.
Vollkommen begeistert machten wir uns auf die Suche nach unserem nächsten Ziel. Irgendwo versteckt entlang einer kleinen unbefestigten Straße, wieder einmal auf einem Privatgrundstück. Glücklicherweise war der Besitzer des Grundstücks so freundlich, seinen Zaun um diesen historischen Ort zu bauen. Der Eintritt war also frei.
Diese großen Felsen, die auf eine strukturierte und unnatürliche Weise errichtet wurden sind immer wieder ein seltsamer Anblick. Es war ein idyllischer Ort, umgeben von Bäumen, mitten im grünen Grasland mit gelben Blumen in der Mitte des Steinkreises. Dieser Ort würde sich in einem „Asterix & Obelix“- oder „Suske & Wiske“-Comic nicht fehl am Platz fühlen. Es stellte sich heraus, dass es ein großartiger Platz für ein Picknick war, um ein Stück Gouda-Käse zu genießen – den ich von einem freundlichen Mann während eines Shootings for einigen Wochen bekommen hatte – und um Salami in dicke Scheiben zu schneiden. Und das alles mit Senf! Ein gemischter Teller, sage ich euch : – D
Wir waren immer auf uns allein gestellt und begegneten kaum anderen Menschen auf den Straßen. Die meisten Dörfer waren ruhig und menschenleer. Ab und zu stießen wir auf eine Bar mit zwei Einheimischen, die vor der Tür tiefe Gespräche führten. Das Lustigste daran: Sobald man eine solche Bar betrat, war sie voll mit etwa fünfzehn Leuten, die an ihrem Kaffee nippten und Gebäck aßen. Oft waren wir die einzigen Kunden, die draußen saßen und ihren Kaffee genossen. Wir waren erstaunt, wie viele Leute vorbeikamen und die Bar verließen. Und das an so einem unscheinbaren Ort. Schließlich war es für sie noch Winter. Und das Wochenende des Karnevals.
Für unseren letzten Dolmen-Stopp entschieden wir uns, den größten und touristischsten Ort zu besuchen. Ein großer Steinkreis, der – laut Historikern – sogar älter ist als Stonehenge. Es war in der Tat ein großer Steinkreis, aber unserer Meinung nach auch nicht mehr als das. Der Kreis lag in einem großen und staubigen Feld, plattgetreten von Besuchern. Wir liefen zweimal darum herum und gingen dann zurück zu unserem Zelt.
Das Wetter war schön, der Wind wehte gelegentlich kräftig und kühl. Da die Regenwahrscheinlichkeit zunahm, beschlossen wir, einen weiteren Tag an diesem Platz zu bleiben. Schließlich geht es uns darum, eine entspannte Zeit zu haben. Außerdem fühlte ich mich in dieser minimalistischen Umgebung sehr wohl. Aber am nächsten Morgen, trotz einer wunderschön aufgehenden Sonne und klarem Himmel, wuchs der Drang, noch einmal hinauszugehen und die Umgebung zu erkunden. Schließlich reisen wir nicht so viele Kilometer, nur um an einem einzigen Ort zu bleiben.
Wir verließen unser Zuhause mit der Absicht sowohl das Festland als auch die Küste zu erkunden. Nachdem wir vier Tage im Outback verbracht hatten, wollten wir unsere letzten vier Tage an der Küste verbringen. Nach einem leckeren Kaffee in der Morgendämmerung und einer halben Stunde Packen, waren wir bereit zum Aufbrechen. Wir befanden uns bereits ziemlich zentral in Portugal und unser nächstes Ziel – das wir am Vortag beschlossen hatten – war nur vier Autostunden entfernt. Kein Grund zur Eile.
Algarve
Es gibt einige berüchtigte Ortsnamen, die mir automatisch einen Schauer über den Rücken jagen: Egal ob „Costa del“ in Spanien, die Riviera in Italien oder die Algarve in Portugal. Wenn ich diese Namen laut ausspreche, stelle ich mir überfüllte Strände vor, viel zu heißes Wetter, schreckliches Essen, vermüllte Straßen, betrunkene Engländer etc. Und jetzt war ich hier und fuhr gerade sehr selbstbewusst auf einen dieser Massentourismusorte zu. Ich fühlte mich fast wie ein Kamikaze!
Es gab jedoch einige Umstände, die das Ganze etwas abmilderten. Zunächst einmal war es Winter. Es würde wahrscheinlich nicht zu überfüllt sein. Und unser Camp lag oben in den Bergen, also mehr im Outback.
Die grüne Landschaft zog an uns vorbei, aber wir bekamen schon einen Eindruck davon, wie dieser Ort im Sommer aussehen würde: Kahl, trocken, sandig und gelb! Aber im Moment sah alles noch frisch und fruchtig aus. Ich glaube, Portugal würde mir im Sommer nicht so gut gefallen. Vor allem im Süden.
Nach vier Stunden und ebenso vielen Kaffeepausen fuhren wir die letzten Kilometer in Richtung des Campingplatzes, den Liene unterwegs ausgesucht hatte. Ein kleiner Platz, mit maximal 25 Plätzen – da konnte also nicht schiefgehen. Dachten wir, bis wir ankamen. Jeder Platz war mit einem Wohnwagen oder Wohnmobil belegt. Und davon wollten wir uns ja eigentlich nicht umgeben. Ich finde das eine schreckliche Aussicht und die Atmosphäre und Gemütlichkeit auf solchen Plätzen ist auch nicht besser. Nach einem Spaziergang über den Platz war ich schon auf dem Weg zurück zum Auto, denn ich hatte überhaupt keine Lust weiter zu fahren und mir einen anderen Platz zu suchen.
Liene erwies sich jedoch als schlauer als ich und erklärte den Besitzern des Platzes, dass dies nicht das war, wonach wir suchten und fragte, ob sie uns einen geeigneteren Campingplatz empfehlen könnten. Irgendwo, wo wir allein sein würden. Das stellte sich als geniale Idee heraus. Die Besitzer sahen sich meinen Truck an und zeigten den Berg hinunter auf einen großen, leeren Platz, der an einem kleinen Fluss lag. „Mit so einem Auto sollten Sie es schaffen, dorthin zu kommen“. Mein Herz setzte einen Schlag aus. Dieser Ort war atemberaubend schön und wir würden einen 360-Grad-Blick auf alle umliegenden Berge und Ländereien haben. Heureka! Wie wir auf Niederländisch sagen: „Einen Kuss vom Lehrer und eine Bank weiter nach vorne, Liene“. Sie hat es wieder geschafft!
Vor dieser Reise hatte ich eine Reihe an sehr schweren Arbeitswochen, sowohl zu Hause als auch im Ausland. Die Kilometerleistung und die Camp-Aktivitäten begannen auch ein wenig anstrengend zu werden, also genoss ich einen Tag „dolce far niente“. Entspannt abhängen, Brettspiele spielen, auf den Berg neben uns wandern und die Aussicht genießen, ein Nachmittagsschläfchen machen und etwas über diese Reise schreiben. Ihr wisst schon, einfach chillen.
To the Beach!
Ich werde mich zwar wiederholen, aber wer mich kennt, weiß auch, dass Strände, Kunststädte, touristische Highlights und alles, was damit zusammenhängt, bei mir sofort eine allergische Reaktion auslöst. Ich hasse einfach kommerzielles Zeug. Aber Liene wollte unbedingt die berüchtigten Strände der Algarve sehen und das wollte ich ihr natürlich nicht nehmen. Wir würden sehen, wie es laufen würde, also machten wir uns auf den Weg nach Praia Benagil. Ich drückte die Daumen.
Wenn die 40 Kilometer lange Fahrt ein Hinweis war, sah es nicht gut aus. Nach nur fünf Kilometern wurden die malerischen Dörfer durch immer größer werdende kommerzielle und schmutzige Siedlungen ersetzt. Wasservergnügungsparks, Hotels, uncharmante Töpfereien etc.. Sie wissen schon – alles, was einen Ort künstlich authentisch machen will. Sogar Liene wurde nervös, denn auch sie hatte ein ungutes Gefühl.
Ich will es nicht beschönigen: Die Strände sahen beschissen aus. Alles war plattgetreten. Die Unterhaltungsindustrie war omnipräsent. Keine schönen Naturstrände. Jeder Fleck sah ramponiert aus. Zäune. Überall Toilettenpapier.
Wir fanden einen Platz, um den Truck zu parken und liefen über karge Felsen, nur um an einem Ort anzukommen, an dem haufenweise Touristen herumstanden und gafften. Vom Festland aus konnte man allerdings etwas von der wahren Schönheit sehen. Etwas, das ein schneller Drohnenflug bestätigte: Die Felsen und Strände waren in der Tat atemberaubend. Aber um mich länger als eine Viertelstunde dort zu halten, hätte ein Wunder geschehen müssen. Enttäuscht kehrten wir schnell zum Parkplatz zurück und ließen diesen Küstenabschnitt hinter uns.
Wir waren so verblüfft, dass wir zum Campingplatz zurückfahren, alles einpacken und zurück ins Outback fahren wollten. Was natürlich nur eine Schreckreaktion war. Nach einer halben Stunde Fahrt hielten wir im Café André – in Richtung Aljezur – an, setzten uns hin und nahmen uns Zeit zum Nachdenken. In der Zwischenzeit hatte ich mein Garmin-GPS (die Overland-Edition) hervorgeholt, welches immer aktualisierte Routen für jede nur denkbare Region enthält. Inklusive Off-Road-Trails.
Diese Off-Road-Trails gefielen uns, sie würden uns an ruhigere Orte führen. Wir beschlossen, einer lokalen Straße bis zum Nationalpark Costa Vicentina zu folgen. Dieser lag an der Westküste, etwa 100 Kilometer von unserem Standort an der Südküste entfernt. Nach Süden zu fahren war ein großer Fehler für Leute, die – wie ich – unter einer größenwahnsinnigen Allergie leiden.
An der Westküste angekommen, fuhren wir einige Nebenstraßen entlang, bis wir auf einen perfekten kleinen Strand stießen, an dem sich nur ein paar Einheimische und ein verirrter Franzose entspannten. Der Tag war gerettet! Es war ein toller Ort zum Verweilen: In der Sonne faulenzen, ein Bad im eiskalten Meer nehmen und und und. Am 28. Februar im Atlantik zu schwimmen und wie ein bekiffter Pinguin wieder heraus zu watscheln, ist gar nicht so schlecht.
Und Liene entdeckte auf der Suche nach Steinen und Muscheln für unsere Töchter zu Hause ihr inneres Kind. Sie spielte mit dem Hund, rannte schreiend ins Wasser, weil es zu kalt und schön zugleich war. Der Tag und der Traum waren gerettet. Alle glücklich, auch der Hund!
Ein gewaltiger Umweg zu unserem Camp, brachte uns zurück auf das Festland. Je weiter wir ins Outback fuhren, desto schöner, reiner und authentischer wurde die Landschaft wieder. Genau wie die Dörfer und Menschen. Was für eine Erleichterung. Unterwegs hielten wir an, um Lebensmittel einzukaufen. Unser Keto-Lebensmittelvorrat ging zur Neige. Wir kauften frisches Fleisch, Eier und einige Nüsse, sodass wir es bis zu unserer Ankunft zu Hause schafften.
Insgesamt bröckelt die Algarve wegen des Tourismus. Millionen von Touristen wollen so nah wie möglich an der Küste sein und allen Luxus direkt vor der Nase haben. Allerdings ist die Wasserversorgung in dieser Region schlecht. Ein Beispiel: Der Campingplatz, auf dem wir übernachteten, musste sein Abwasser recyceln und aufbereiten, um es für die Wartung zu verwenden, um zum Beispiel die Pflanzen zu gießen. Das Trinkwasser kam aus einem Brunnen, 120 Meter tief. Dieses Wasser musste wegen des hohen Eisen- und Mangananteils gereinigt werden. Alles ist rationiert, auch im Winter. Die Zukunft sieht düster aus… Diese Region lebt vom Tourismus, aber zu einem hohen Preis. Ich beschwere mich viel über Orte und Regionen wie diese, aber ich bin auch froh, dass unser Lebensstil und unsere Art zu reisen nicht für jeden geeignet ist. Denn dann würde mir das keinen Spaß mehr machen ; – )
Am nächsten Tag wollten wir eine lange Wanderung machen, da es unser letzter voller Tag in Portugal war. Am nächsten Tag würden wir langsam Richtung Norden zurück nach Hause fahren. Aber der Besitzer des Campingplatzes ging mir auf die Nerven und ein bestimmtes Ereignis an diesem Morgen ließ mich beschließen, unsere Sachen zu packen und früher abzureisen. Ich war dem Mann dankbar für den schönen Campingplatz, den er uns zur Verfügung gestellt hatte, aber sobald er den Mund aufmachte, erschauderte ich. Er hatte einen Stock im Hintern und war so flexibel wie ein Betonklotz.
Eine halbe Stunde später fuhren wir zu unserem nächsten Ziel. Zu allem Überfluss hatte es auch noch angefangen zu regnen. Erst leicht, dann fing es an zu schütten. Gut, dass es für uns wieder auf die Straße ging. Nach einigen Recherchen und vor allem durch den Blick auf die Wetterkarte, fuhren wir nach Westen, um schließlich 90 Grad nach Norden abzubiegen. Zurück nach Spanien, da es auf der anderen Seite der Grenze nicht regnen würde.
Im nördlichen Teil Portugals wurde uns wieder warm ums Herz, als wir die schönen Landschaften sahen, die wir Tage zuvor erkundet hatten. Aber eine der größten Überraschungen dieser Reise sollte sich noch zeigen. Nach unserer letzten Reise hatte ich mir einiges über Extremadura durchgelesen – Eine der am wenigsten besiedelten Gegenden Spaniens. Ein Ort, an dem man sich wie im Wilden Westen fühlt. Nichts zu finden dort, außer – alle 100 Kilometer oder so – kleine Siedlungen mit nur einer Tankstelle und einer Bar. Endlose Landschaften, wieder mit diesen niedrigen, schönen Bäumen, Rinderherden, Jamon Iberico in seiner ursprünglichen Form -schwarze Wildschweine-, große Felsen und hohe Berge. Wieder setzte mein Herz einen Schlag aus. Hier gab es Raum zum Atmen. Tief in meinem Inneren versprach ich mir, diese Gegend in der Zukunft vollständig zu erkunden. Wahrscheinlich nächstes Jahr, irgendwann im Winter.
Im Moment waren die Temperaturen tagsüber angenehm, nachts aber kalt. Im Sommer können die Temperaturen hier bis zu 40 Grad Celsius erreichen.
Der Campingplatz, den wir ansteuerten, sah vielversprechend aus. Der Platz befand sich in einem riesigen, geschützten Naturreservat. In Wirklichkeit fanden wir uns jedoch inmitten eines Haufens älterer Menschen in einer Art heruntergekommenem Planckendael Zoo wieder. Nicht unser Ding. Wir gingen früh ins Bett, um am nächsten Morgen so schnell wie möglich abzureisen. Ich hatte genug Fürze des Mannes gehört, der im Zelt neben uns schlief… Könnte auch eine Frau gewesen sein. Jedenfalls furzte er oder sie furchtbar laut.
Das Wetter war nicht besser geworden, also schalteten wir einen Gang höher und überquerten das spanische Festland. Die weite und faszinierende Hochebene auf diesem Festland ist atemberaubend. Man sieht ständig Raubvögel (Falken! Adler!), aber auch Störche (die wir auch in Portugal oft gesehen haben). Und wenn man in den Norden fährt, sind die Aussichten phänomenal. Man lernt nur etwas über ein Land, wenn man es in einem geringeren Tempo durchqueren kann. Wir lernen eine Menge über die Länder, die wir besuchen, indem wir langsam und stetig umherstreifen.
Wir beendeten diese herrliche Reise mit einem letzten Halt an der spanischen Grenze, direkt oberhalb von San Sebastian. Es war eine himmlische Reise, obwohl sie nur kurz war. Wir waren nur 14 Tage unterwegs, aber durch die Intensität und Vielfalt fühlte es sich viel länger an. Ich war mehr als zufrieden. Der Off-Road-Anhänger hatte sich bewährt, er erwies sich als sehr komplementär zu unserer Art zu reisen. Wir waren noch flexibler, ohne auf die abenteuerlichen Routen verzichten zu müssen.
Eine weitere wichtige Erkenntnis war, dass diese Art des Reisens nicht nur eine Phase ist. Es ist ein langfristiger Lebensstil, der aus dem Bedürfnis heraus entsteht, zu atmen. Die Tatsache, dass wir die eisigen Nächte mit einem Lächeln angenommen haben, um 6 Uhr morgens aufgestanden sind, um den Sonnenaufgang zu sehen – auch wenn es draußen noch eiskalt ist – macht viel aus. Diese Reise bestätigt den Fakt, dass wir nicht nur an schöne, weiche Sommer gebunden sind. Wir können zu jedem Zeitpunkt des Jahres aufbrechen, in jede Richtung, um die Natur und die Ruhe zu finden. Und das ist eine große Beruhigung.
Außerdem bringt das eine Menge Möglichkeiten mit sich. Vor allem solche, bei denen Natur und Authentizität im Vordergrund stehen. Auf unseren Reisen besuchen wir oft touristische Highlights, empfohlen von Reiseführern. Beschrieben als phänomenale Erlebnisse. Immer wieder kehren wir enttäuscht zurück, weil wir feststellen, dass wir uns eine weitere Erfahrung entgehen ließen. Diese touristischen Highlights entpuppten sich für uns als wahre Horrorgeschichten, auch in Portugal und Spanien. Wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass wir lieber tief auf dem Festland oder hoch oben in den Bergen unterwegs sind. Alleine oder mit Gleichgesinnten. In der Natur. Diese Erkenntnis lebte wohl schon eine ganze Weile in unseren Hinterköpfen. Aber nach dieser Reise haben wir uns getraut, unsere Meinung zu sagen und bestätigt, was wir schon wussten.
Ich habe es auch genossen, Zeit mit Liene alleine zu verbringen. Seitdem wir Kinder haben, war dies erst die zweite Reise, die wir für längere Zeit alleine unternommen haben. Ich glaube, dass wir für unsere Kinder verantwortlich sind und nicht jedes Mal andere Leute bitten müssen, auf sie aufzupassen, wenn wir etwas Zeit für uns alleine haben wollen. Ich liebe es auch, Zeit mit uns vieren zu verbringen. Vor allem, wenn wir auf Reisen sind wie unsere, ist es toll, zusammen zu sein.
Liene und ich hatten ein hartes Jahr und wir haben einige drastische und einfühlsame Entscheidungen getroffen, um anders und besser zu leben. Das Leben auf unsere eigene Art zu leben. Wir entscheiden, wie wir leben wollen und wie wir die Dinge angehen! Es war eine Freude zu bemerken, wie all diese Entscheidungen während dieser Reise klar wurden, nur zwischen uns beiden. Jeder Moment fühlte sich wie eine Bestätigung des Weges an, den wir im Leben gehen wollen. Ich habe oft das Gefühl, dass ich selbst gegen den Strom schwimme. Oder zumindest, als würde ich auf einem Felsen im Fluss sitzen, mich umschauen und fragen, warum alle anderen einfach mit dem Strom schwimmen – weil es einfacher ist oder sie es nicht besser wissen. Diese Reise hat mir das Gefühl gegeben, dass ich nicht allein gegen den Strom schwimme. Liene und ich sitzen zusammen auf diesem Felsen. Wir entscheiden, wann wir uns treiben lassen oder wann wir gegen den Strom schwimmen. Zusammen. Ich habe mich noch nie so bewusst verbunden gefühlt! Und ich spüre, dass wir stärker und selbstbewusster durchs Leben gehen.
Das ist der Grund, warum wir so reisen, wie wir es tun. Um aus unserem eigenen Kontext herauszukommen, die Welt aus einer anderen Perspektive zu sehen und – vor allem – um aus unserer Komfortzone herauszukommen. Das Leben abseits der Straße! So wachsen wir, als Individuen und wie eine Familie. Immer näher aneinander.
Quelle: Inhalt und Bilder von Niko Caignie
Dieser Artikel fasst die Reiseerfahrung von Niko Caignie und seiner Frau auf ihrer gemeinsamen 12-tägigen Reise nach Portugal zusammen! Seinen Originalartikel „PORTUGAL: SUMMER IN WINTER“ kannst du dir hier durchlesen: